KOLOSSER

Kolosser Kapitel 1 Teil II

Kolosser 1.9-11

Derhalben auch wir von dem tage an, da wir’s gehört haben, hören wir nicht auf für euch zu beten und zu bitten, dass ihr erfüllet werdet mit Erkenntnis seines Willens in allerlei geistlicher Weisheit und Verstand, dass ihr wandelt würdiglich dem Herrn zu allem Gefallen, und fruchtbar seid in allen Werken, und wachset in der Erkenntnis Gottes, und gestärkt werdet mit aller Kraft nach seiner herrlichen Macht zu aller Geduld und Langmütigkeit mit Freuden.

 

Derhalben auch wir von dem tage an, da wir’s gehört haben, hören wir nicht auf für euch zu beten und zu bitten. – Wie Paulus vorher in seinem Gruß seine Liebe zu den Kolossern bezeugt hat, so tut er’s nun in seinem Eifer der Fürbitte. Und wahrlich, je mehr in jemandem Gottes Gnade sichtbar ist, um so inniger müssen wir ihn lieben und ehren und um sein Seelenheil besorgt sein. Und was erbittet er ihnen? Dass ihr erfüllet werdet mit Erkenntnis, d.h. dass sie Gott völliger erkennen möchten. Damit deutet er an, dass ihnen doch noch etwas fehlt. So bahnt er sich den Weg für weitere Unterweisung und macht die Leser willig, ihn anzuhören. Denn wer schon alles zu wissen meint, will nichts mehr lernen. Diese Meinung nimmt Paulus den Kolossern, damit sie ihnen am Fortschreiten nicht hinderlich werde und sie sich’s gerne gefallen lassen möchten, dass das in ihnen angefangene Werk ausgestaltet und vertieft werde. Er wünscht ihnen Erkenntnis des göttlichen Willens. Damit schließt er alle Menschenfündlein und dem Worte Gottes fremde Weisheit aus. Denn nur in Seinem Worte ist Gottes Wille zu suchen. In allerlei Weisheit fügt er hinzu; denn Gottes Wille ist die einzige Richtschnur der rechten Weisheit. Wer einfach das zu wissen begehrt, was zu offenbaren Gott gefallen hat, der weiß allein, was rechte Einsicht ist; mehr begehren heißt, durch Überschreitung der uns gesetzten Schranken unverständig und töricht werden. Neben der Weisheit steht der Verstand, d.h. die Klugheit und Unterscheidungsgabe, welche aus der rechten Einsicht erwächst. Geistlich nennt Paulus Weisheit und Klugheit, weil man sie nur unter des Heiligen Geistes Leitung erlangt (siehe 1. Korinther 2.14). Solange die Menschen sich von dem Sinne ihres Fleisches regieren lassen, haben sie zwar auch ihre Weisheit, aber diese ist nichts als eitle Torheit, wie sehr sie sich darin auch gefallen. Die einzige Weisheit ist: Gottes Willen erkennen und tun.

Dass ihr wandelt würdiglich dem Herrn zu allem Gefallen, und fruchtbar seid in allen Werken. – Zuerst wird uns nur das Ziel der geistlichen Einsicht enthüllt und was wir in Gottes Schule lernen sollen; nämlich Gottes würdig zu wandeln, d.h. mit unserem Leben zu beweisen, dass wir nicht vergeblich von Gott gelehrt sind. Wer dies Ziel nicht im Auge behält, mag sich noch so sehr abmühen, er wird doch nur wie in einem Irrgarten umherlaufen und nichts ausrichten. Dann mahnt uns der Apostel, wenn wir Gottes würdig wandeln wollen, vor allem darauf bedacht zu sein, unseren ganzen Lebensgang nach Gottes Willen einzurichten, unserem eigenen Willen und allen Begierden unseres Fleisches völlig zu entsagen. Darum fügt er nachdrücklich hinzu: Wandelt dem Herrn zu allem Gefallen. Ein Gottes würdiges Leben ist also ein solches, dass mit Drangabe aller Menschenfündlein und des ganzen Fleischessinnes in Gehorsam gegen Gott allein geführt wird. Auf diesem Grunde erwachsen dann die guten Werke, welche Gott als Früchte bei uns sucht.

Und wachset in der Erkenntnis Gottes. – Noch einmal wird uns eingeprägt, dass wir noch nicht sein Ziel erreicht haben, welches jeden weiteren Fortschritt ausschlösse. Damit soll der Fortschrittseifer gestärkt und wir zu willigen Gehör gestimmt werden. Denn was Paulus hier den Kolossern sagt, sollen alle Gläubigen sich gesagt sein lassen und daraus die gemeingültige Mahnung entnehmen, in der Lehre der Gottseligkeit zu wachsen bis zum Tode.

Gestärkt werdet mit aller Kraft. – Wie Paulus seinen Lesern vorher gesunde Einsicht und deren rechten Gebrauch erbeten hat, so hier Mut und Beständigkeit. Dadurch erinnert er sie an ihre eigene Schwachheit; denn nur durch die Hilfe des Herrn werden sie stark sein. Und nicht nur das; sondern um ihnen diese Gnade noch mehr anzupreisen, fügt er hinzu: nach seiner herrlichen Macht. Damit gibt es zu verstehen, dass niemand, der seiner eigenen Kraft vertraut, standhalten können wird; vielmehr erweist Gott gerade dann am herrlichsten Seine Kraft, wenn er unserer Schwachheit zu Hilfe kommt. Endlich hören wir, worin die Stärke der Gläubigen sich zeigen muss: In aller Geduld und Langmütigkeit; denn sie werden in dieser Welt fort und fort durchs Kreuz geübt, täglich stellen sich tausendfache Versuchungen ein, sie zu Falle zu bringen, und dabei sehen sie so oft nichts davon, dass Gott Seine Verheißungen erfüllt. Sie müssen sich also mit wunderbarer Geduld wappnen, damit jenes Wort aus Jesaja 30.15 sich an ihnen erfülle: durch Stille-sein und hoffen werdet ihr stark sein. Zu dieser Geduld muss sich die Freude gesellen: Ein mit fröhlichem Mut gerüstetes Herz wird sich standhaft zeigen, und niemand wird tapfer seinen Platz behaupten, der nicht getrost in seine Lage sich findet.