26. Januar

Galater 3.3:

Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr's denn nun im Fleisch vollenden?

 

Paulus sagt: Im Geist habt ihr es angefangen. Dies heißt, eure Sache mit Gott war wunderschön angefangen und gestaltete sich aufs trefflichste; weiter unten sagt Paulus: Ihr liefet fein. Und was geschieht? Jetzt wollt ihr im Fleisch vollenden, ja ihr werdet durchs Fleisch schon ans Ende gebracht. – Paulus setzt hier Geist gegen Fleisch. Er meint mit Fleisch nicht die Lust, die tierischen Begierden oder Sinnenlust. Hier handelt Paulus nicht von der Lust oder den anderen Begierden des Fleisches, sondern von Sündenvergebung, Gewissensrechtfertigung, von der Gerechtigkeit vor Gott, von der Befreiung von dem Gesetz, Sünde, Tod. Dennoch sagt er hier, dass sie, wenn sie den Heiligen Geist verlassen, durch das Fleisch zu Ende gebracht werden. Daher ist Fleisch hier die eigene Gerechtigkeit, die Weisheit des Fleisches und die Denkweise der Vernunft, die durchs Gesetz gerechtfertigt werden will. Was also das Beste und Vorzüglichste im Menschen ist, nennt Paulus Fleisch, nämlich die höchste Weisheit der Vernunft und die Gesetzesgerechtigkeit selbst.

Und es ist diese Schriftstelle wegen der Schmähungen der Papisten zu erwägen, die sie gegen uns missbrauchen: Sie erklären nämlich, wir hätten im Papsttum im Geiste angefangen, jetzt aber, nachdem wir Frauen genommen haben, würden wir solches im Fleisch vollenden, wie wenn das geistliche Leben gleich Zölibat wäre oder gleichbedeutend damit, dass man keine Frau hat. Und inzwischen soll das das geistliche Leben nicht hindern, wenn einer statt einer Hure gleich mehrere hat. Die Leute sind ohne Verstand und begreifen nicht, was Fleisch und was Geist ist. Geist ist, was in uns durch den Heiligen Geist geschieht, Fleisch, was in uns geschieht dem Fleisch gemäß ohne den Heiligen Geist. Darum sind alle Werke der Christen, wie seine Frau lieb haben, Kinder erziehen, eine Familie haben, die Eltern ehren, der Obrigkeit gehorchen, Werke, die den Gegnern weltlich und fleischlich sind, Früchte des Geistes. Die blinden Menschen unterscheiden nicht die guten Kreaturen Gottes von den Lastern.

(Luther)