27. Januar

Galater 3.3:

Seid ihr so unverständig? Im Geist habt ihr angefangen, wollt ihr's denn nun im Fleisch vollenden?

 

Man muss darauf achten, dass Paulus sagt, die Galater hätten im Geiste begonnen – er hätte dann eigentlich in aktiver Redeweise weiterfahren müssen: Jetzt vollendet ihr es im Fleisch! Solches tut Paulus aber nicht, sondern sagt passiv: Ihr werdet durch das Fleisch zu Ende gebracht. So wenig also rechtfertigt die Gesetzesgerechtigkeit, die Paulus hier mit Fleisch meint, dass diejenigen, die, nachdem sie den Heiligen Geist durch die Glaubenspredigt empfangen haben, zu dieser Gesetzesgerechtigkeit zurückkehren, durch diese zu Ende gebracht werden, dass heißt sie werden abgetan und gehen völlig zugrunde. Das ist die erste Gefahr, vor der Paulus die Galater zurückschrecken will, wenn sie nämlich durchs Gesetz die Rechtfertigung begehren, verlieren sie den Geist und machen die besten Anfänge durch ein jämmerliches Ende zunichte. Auf die andere Gefahr und den anderen Schaden kommt er mit dem Wort: Habt ihr soviel vergeblich erduldet?, wie wenn er sagen wollte: Bedenkt auch dies, dass ihr des Evangeliums und Christi wegen viel erduldet habt, nämlich den Raub eurer Güter, Lästerungen und Schmähungen, Gefahr des Leibes und des Lebens und so weiter – alles war bei euch im schönsten Lauf und Fortschritt, ihr lehrtet richtig, lebtet heilig und habt geduldig für den Namen Christi Böses hingenommen. Und nun sind dahin Lehre und Glauben, euer Werk und euer Leiden, dahin sind der Geist und Seine Frucht in euch.

Daraus geht genugsam hervor, was die Gesetzesgerechtigkeit, die eigene Gerechtigkeit, für Schaden bringt, nämlich dass die, die darauf vertrauen, mit einem Mal die unfassbar herrlichen Güter verlieren etc. Die Sache ist sehr beklagenswert, dass da jemand so schnell und leicht so großen Ruhm und das Vertrauen des Gewissens gegen Gott verlieren kann! Und ist das nicht beklagenswert, dass man so große und schwere Leiden und Gefahren in Bezug auf Güter, die Ehefrau, die Kinder, auf Leib und Leben ertragen kann und dass alles dies dann hinfällig und vergeblich ist?

(Luther)