APRIL

3. April

Galater 3.19:

Was soll nun das Gesetz?

 

Wenn wir lehren, dass der Mensch ohne Gesetz und Werke gerecht gesprochen wird, dann ergibt sich notwendig die Frage: Wenn das Gesetz nicht rechtfertigt, warum ist es dann gegeben worden? Und warum drängt Gott auf das Gesetz und warum beschwert Er uns damit, wenn das Gesetz nicht lebendig macht? Was hat es für einen Wert, dass wir uns so hart mit dem Gesetz üben und plagen, wenn die, die kaum eine Stunde gearbeitet haben, uns gleichgemacht werden, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben? Ja, wenn die Gnade, die das Evangelium verkündigt, kommt, da hebt sich alsbald das Murren an, ohne das das Evangelium nicht gepredigt werden kann.

Es handelt sich da um eine schwierige Frage, mit der die Vernunft nicht zu Rande kommt und die sie nicht lösen kann; die Vernunft wird in dieser Sache empfindlich gekränkt. Die Vernunft kennt nichts anderes als das Gesetz, damit muss sie sich notwendig beschäftigen und sie glaubt auf diesem Wege Gerechtigkeit erlangen zu können. Wenn sie darum diese neue Meinung des Paulus, die der Welt unbekannt ist, hört, dass nämlich das Gesetz wegen der Übertretungen gegeben sei, urteilt sie: Paulus hebt das Gesetz auf, weil er die Rechtfertigung durchs Gesetz nicht zulässt! Er ist ein Lästerer gegen Gott, der das Gesetz gegeben hat! Dann lasst uns aber auch wie die Heiden leben, die das Gesetz nicht haben. Lasst uns sündigen und in der Sünde drin bleiben, damit die Gnade recht viel Gelegenheit zur Gnade hat. Ebenso lasst uns das Böse tun, damit das Gute herauskommt. – So ist es Paulus ergangen und so geht es auch uns heute! Wenn das Volk hört, dass die Gerechtigkeit aus dem Evangelium kommt aus lauter Gnade Gottes und durch den Glauben, und dass das Gesetz und die Werke keine Rolle dabei spielen, zieht es den gleichen Schluss wie das jüdische Volk: Dann wollen wir gar nichts tun.

(Luther)