5. April

Galater 3.19:

Was soll nun das Gesetz?

 

Das ist also das Murren: Wenn das Gesetz nicht rechtfertigt, dann ist es nichts mit dem Gesetz. Aber das ist keine rechte Folgerung. Denn wer dürfte sagen: Das Geld rechtfertigt nicht, so ist es nichts mit dem Geld; die Augen rechtfertigen nicht, also will ich sie ausreißen; die Hand rechtfertigt nicht, also will ich sie abhauen? So unsinnig ist es zu sagen: Das Gesetz rechtfertigt nicht, darum ist es nichts mit dem Gesetz. Man muss jeder Sache das ihr eigene Amt und den ihr eigenen Gebrauch zuteilen. Wir zerstören und verdammen also das Gesetz nicht, wenn wir es aus der Rechtfertigung draußen lassen. Wir geben auf die Frage: Was soll das Gesetz? lediglich eine andere Antwort als die Gegner, die in verkehrter Meinung ein Amt und einen Gebrauch des Gesetzes erdichten, die nicht in der Natur der Sache liegen. Wir sagen mit Paulus: Das Gesetz ist gut, wenn es jemand richtig gebraucht (1.Timotheus 1.8).  Man also muss das Gesetz als Gesetz gebrauchen.

Paulus macht hier Front gegen die verderblichen Heuchler, die sagen: Was soll also das Gesetz? Ihnen ist das Wort des Paulus völlig unerträglich: Das Gesetz ist wegen der Übertretungen hinzugetan. Sie glauben ja, des Gesetzes Werk sei rechtfertigen. Und das ist die allgemeine Meinung der menschlichen Vernunft in allen Sophisten und in der ganzen Welt im Blick auf Religion und Gerechtigkeit, dass sie nämlich durch die Werke des Gesetzes zu weggebracht werde. Daher, diese Meinung, Gerechtigkeit erwerben zu können, ist das Schlechteste von allem Schlechten und die Sünde aller Sünden auf der Welt. Denn alle anderen Sünden und Fehler können bereinigt oder sogar durch die Strafe der Obrigkeit verhindert werden. Diese Sünde (eines jeden Menschen private Meinung über die Gerechtigkeit) preist sich als allerhöchste Religion und Heiligkeit an, da es dem fleischlichen Menschen unmöglich ist, richtig in dieser Sache zu urteilen. Mit dieser Pest, dass die Menschen meinen, durch eigene Werke gerecht werden zu können, übt der Teufel seine höchste und größte Herrschaft auf der ganzen Erde aus! Diese Meinung ist wahrhaftig der Kopf der Schlange und der Strick, mit dem der Teufel alle Menschen fängt und gefangen hält. Von Natur denken alle Menschen, das Gesetz führe zur Gerechtigkeit. Auf diesen Einwand „Was soll denn das Gesetz, wenn es nicht rechtfertigt?“ antwortet Paulus nun: Nicht wegen der Rechtfertigung ist es gegeben, sondern Es (das Gesetz) ist hinzugekommen um der Sünden willen.

(Luther)