JANUAR

9. Januar

Galater 3.10:

Denn die mit des Gesetzes Werken umgehen, die sind unter dem Fluch.

 

Der Fluch ist eine Art Sintflut, die alles dahin nimmt, was außerhalb Abrahams ist, das heißt, außerhalb des Glaubens und der Segensverheißung an Abraham. Wenn aber das Gesetz, das Moses auf göttlichen Befehl hin dem Volke übergeben hat, die Menschen, die unter dem Gesetz stehen, des Fluches schuldig macht, wie viel mehr bewirken das die Gesetze und Traditionen, die durch menschliche Vernunft erfunden sind. Wer also dem Fluch entgehen will, ergreife die Segensverheißung oder den Glauben des Abraham, oder er wird unter dem Fluch bleiben. Aus der Stelle: In dir sollen alle Völker gesegnet werden folgt, dass alle Völker vor Abraham, zur Zeit Abrahams und nach Abraham unter dem Fluch stehen und ewig unter dem Fluch bleiben, wenn sie sich nicht im Glauben Abrahams segnen lassen, dem die Verheißung, die auf seine Nachkommen sich ausbreiten soll, gegeben ist. Es ist sehr nützlich, das zu wissen, weil das Gesagte Kraft hat, die Gewissen zu trösten. Ferner sollen wir lernen, aufs weiteste die Gerechtigkeit des Glaubens von der Gerechtigkeit des Fleisches oder von der bürgerlichen Gerechtigkeit zu unterscheiden. Paulus bewegt sich hier nicht in politischer Sprechweise, sondern spricht theologisch und geistlich vor Gott, so dass man nicht töricht sagen darf, er verwerfe und verdamme die Gesetze, die zum politischen Gemeinwesen gehören, oder er verwerfe und verdamme die Personen, die öffentliche Ämter führen. An unserer Stelle geht es nicht um die bürgerlichen Gesetze, Sitten und politischen Angelegenheiten, sie sind Anordnungen Gottes und gute Dinge, wie das die Schrift anderenorts bestätigt und positiv ausführt. Den kaiserlichen Gesetzen gehorchen wir, aber um dieses Gehorsams willen sind wir nicht gerecht vor Gott, damit bewegen wir uns in einem ganz anderen Ort. Nicht umsonst bestehe ich so auf dieser Unterscheidung. Es ist sehr nützlich, sie einzuhalten, obwohl wenige sie beachten und einhalten. Es ist nämlich sehr leicht, die himmlische und die politische Gerechtigkeit zu vermischen. Wenn es um die politische Gerechtigkeit geht, muss man auf Gesetze und Werke dringen, bei der geistlichen, göttlichen und himmlischen Gerechtigkeit aber müssen alle Gesetze und Werke völlig aus den Augen gerückt werden, da darf man allein auf die Verheißung und auf den Segen Abrahams blicken, die den segnenden Christus, den Gnadenspender und Heiland zum Inhalt haben; die geistliche Gerechtigkeit schaut ohne Gesetz und Werke nur auf die Gnade und Segnung, die durch Christus angeboten und gegeben wird, wie sie dem Abraham verheißen war und von ihm geglaubt wurde.

(Luther)