9. Mai

Römer 8.4:

…, damit die Gerechtigkeit, vom Gesetz erfordert, in uns erfüllt würde, die wir nun nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geiste.

 

Wenn man hier ausgesprochen findet, dass wir selbst, durch Christi Geist erneuert, das Gesetz erfüllen – , so trägt man einen dem Paulus ganz fremden, irreführenden Gedanken in den Text ein. Solange die Gläubigen auf der irdischen Pilgerschaft sich befinden, erreichen sie nie eine Vollkommenheit, auf die ihre Gerechtigkeit sich gründen ließe. Man muss vielmehr auch hier an die Vergebung denken: Wenn Gott den Gehorsam Christi als für uns dargebracht annimmt, so ist dem Gesetz Genüge geschehen, so dass wir als Gerecht gelten können. Die vom Gesetz erforderte Gerechtigkeit ward eben deshalb in unserem Fleische geleistet, damit die Macht des Gesetzes, uns zu verurteilen, gebrochen würde. Weil aber Christus niemanden seine Gerechtigkeit mitteilt, ohne ihn zugleich durch das Band Seines Geistes mit Sich zu vereinigen, so deuten die letzten Worte des Verses auch auf die Erneuerung des Lebens hin: Christus soll nicht als Diener der Sünde dastehen – , wie ja viele nur zu gern die Lehre von Gottes väterlicher Gnade für die Zügellosigkeit des Fleisches ausbeuten, andere dagegen die Lehre verschmähen, als ob sie den Eifer für ein rechtes Leben ertöten müsste.

(Calvin)