SEPTEMBER

5. September

Matthäus 9.12:

Als das Jesus hörte, sprach Er: Die Starken bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken.

 

Aus der Antwort Christi sehen wir, dass die Schriftgelehrten einen doppelten Fehler begingen: sie bedachten nicht, welchen Auftrag Christus hatte, und sie verachteten hochmütig alle übrigen, indem sie ihre eigenen Sünden gering anschlugen. Dies ist deshalb bemerkenswert, weil kaum eine Krankheit allgemeinere Verbreitung gehabt hat und noch hat als diese. Denn die Heuchler, trunken von dem eitlen Vertrauen auf ihre Gerechtigkeit, überlegen nicht, wozu Christus auf die Erde gesandt ist. Sie erkennen nicht, in welchen Abgrund von Übel das menschliche Geschlecht versunken ist, wie schrecklich Gottes Zorn und Fluch allen aufliegt, wie schwer das Gewicht ihrer Sünden ist. Ohne Verständnis für das Elend der Menschen, denken sie auch nicht an das Heilmittel. In ihrer Selbstgefälligkeit glauben sie hoch über der gemeinen Masse zu stehen und ertragen es nicht, dass sie Sünder sein sollen. Diesen zweiten Fehler deutet Christus an, wenn Er antwortet: Die Starken bedürfen des Arztes nicht. Durch dieses ironische Zugeständnis nämlich zeigt Er ihnen, dass sie sich durch den Anblick der Zöllner und Sünder beleidigt fühlen, weil sie sich selbst Gerechtigkeit zuschrieben. Ihr seid gesund, sagt Jesus, darum verachtet ihr die Kranken und könnt nicht einmal ihren Anblick ertragen. Ein Arzt jedoch muss ganz andere Gedanken haben.

(Calvin)