10. Mai

    Römer 8.5

    Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt.

    Diese Ausführungen über den Gegensatz von Fleisch und Geist haben einen doppelten Zweck. Zunächst sollen sie durch den Hinweis auf das Widerspiel zeigen (was der Apostel zuvor ausgesprochen hat), dass an Christi Gnade nur Teil haben kann, wer vermöge der Erneuerung des Geistes auf ein reines Leben sich bedacht zeigt. Zugleich sollen aber auch die Gläubigen einen Trost empfangen, wenn der Blick auf ihre vielfachen Schwachheiten ihnen den Mut rauben will. Denn wenn nur diejenigen der Verdammnis entrissen sein sollen, welche nach dem Geiste wandeln (Römer 8.1), so könnte damit wieder allen Sterblichen die Heilshoffnung zu entschwinden drohen. Denn wer besitzt den Schmuck einer so engelsgleichen Reinheit, dass er gar nichts mehr mit dem Fleische zu schaffen hätte? Deshalb musste der Apostel unbedingt noch weitere Auskunft darüber geben, was es heißen soll: fleischlich sein und nach dem Fleische wandeln. Wenn er sagt: die da fleischlich sind, richten ihr Sinnen und Trachten auf das, was des Fleisches ist – , so versteht man ja, dass er solche Leute, die sich nach der himmlischen Gerechtigkeit wahrhaftig sehnen, nicht für fleischlich hält, sondern nur solche, welche sich ganz der Welt übergeben. Trotz aller fleischlichen Anhängsel mögen sich also die Gläubigen trösten. Sie sollen nur nicht Ihren Begierden die Zügel schießen lassen, sondern sich der Leitung des Heiligen Geistes unterstellen. Nur denen wird die Gotteskindschaft abgesprochen, welche den Lockungen des Fleisches nachgeben und ihre Gedanken mit vollem Eifer an verderbte Begierden hängen. Andererseits: wo der Geist die Oberherrschaft hat, da ist dies ein Anzeichen der göttlichen Gnadenwirkung – , und da, wo die Herrschaft des Fleisches den Geist ganz erdrückt hat, findet Gottes Gnade keinen Raum mehr.

    (Calvin)